Das Internet ist grenzenlos und demokratisch, jeder kann alles dort veröffentlichen, endlich gibt es neben dem Recht auf eine freie Meinungsäußerung auch die Möglichkeiten dafür. So oder so ähnlich klangen die Visionen aus der frühen Phase des Internets. Aber damals waren die Bandbreiten niedrig und die Technik kompliziert, die Freiheit umfasste nur theoretisch alle. Mit dem „Web 2.0“ gab es eine erneute Euphorie: Blogs und Soziale Netzwerke machten auch aus weniger Technikaffinen Publizisten, jedes Thema hatte Platz, Kritik konnte öffentlich werden.
Doch inzwischen hat sich Ernüchterung breit gemacht: Spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden wird allenthalben der Untergang des freien Internets verkündet. Aber es geht um noch mehr, als um Überwachung durch Geheimdienste. Wie in der Gesellschaft insgesamt geht es um die Beziehung von Sicherheit und Freiheit: Ist sichere Kommunikation im Netz unter den Gesichtspunkten von Datenschutz, Cyberkriminalität, Vereinnahmung durch kommerzielle Interessen und – nicht zuletzt – Angriffen und Beleidigungen von anderen NetznutzerInnen überhaupt möglich?
Haben wir zu optimistisch auf die Mechanismen einer vermeintlichen Selbstregulation gesetzt? Unternehmen, Gesetzgebung, Gatekeeper, InternetnutzerInnen – wer definiert die Spielregeln für einen „sicheren“ Rahmen, damit sich die kommunikativen Akteure im Internet frei entfalten können?
Im Rahmen des Forschungsprojekts „Freiheit und Internet“ des Grimme-Forschungskollegs an der Universität zu Köln ist die Website www.internet-freiheit.de entstanden. Sie nimmt die Debatte um die Kommunikationsfreiheit im Internet auf und trägt verschiedene Positionen zusammen. Dabei wurde versucht, die Aspekte der Freiheit möglichst vielfältig zu behandeln.
Damit das Projekt noch wächst und um weitere relevante Aspekte und Akteure ergänzt wird, können und sollen die Leser unter kontakt@internet-freiheit.de ihre Vorschläge und Debattenbeiträge einbringen.