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Das Internet war für Michael Seemann immer der Traum der Freiheit. Nicht nur die Freiheit der Kommunikation und der Information, sondern auch die Hoffnung auf eine neue Freiheit der sozialen Beziehungen. Wenn sich jeder Mensch mit jedem anderen Menschen direkt in Beziehung setzen kann, dann braucht es keine vergemeinschaftenden Strukturen mehr. Doch inzwischen haben sich neue soziale Strukturen entwickelt, die eine Art Stammesdynamik aufweisen. Die Mitglieder eines solchen „digitalen Stammes“ kennen sich selten persönlich, wohnen nicht in derselben Stadt, wissen oft sogar nicht einmal die Namen der anderen. Und doch sind sie online eng vernetzt, kommunizieren stetig untereinander und haben sich gegenüber der Restöffentlichkeit ideologisch wie auch vernetzungstechnisch abgespalten. Verbunden fühlen sie sich vor allem durch ein gemeinsames Thema und die Ablehnung der von ihnen als falsch empfundenen Debatte darüber im „Mainstream“.
Ein Vortrag von Michael Seemann über eine Untersuchung „Digitaler Stämme“, die er gemeinsam mit dem Datenjournalisten Michael Kreil durchgeführt hat.
Gehalten wurde der Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung Master Intermedia am 24. Oktober 2017 am Institut für Kunst und Kunsttheorie der Universität zu Köln.